Lichtspiel

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Daniel Kehlmanns Roman über einen Filmregisseur im Dritten Reich, über Kunst und Macht, Schönheit und Barbarei ist ein Triumph. Lichtspiel zeigt, was Literatur vermag: durch Erfindung die Wahrheit hervortreten zu lassen.

Einer der Größten des Kinos, vielleicht der größte Regisseur seiner Epoche: Zur Machtergreifung dreht G. W. Pabst in Frankreich; vor den Gräueln des neuen Deutschlands flieht er nach Hollywood. Aber unter der blendenden Sonne Kaliforniens sieht der weltberühmte Regisseur mit einem Mal aus wie ein Zwerg. Nicht einmal Greta Garbo, die er unsterblich gemacht hat, kann ihm helfen. Und so findet Pabst sich, fast wie ohne eigenes Zutun, in seiner Heimat Österreich wieder, die nun Ostmark heißt. Die barbarische Natur des Regimes spürt die heimgekehrte Familie mit aller Deutlichkeit. Doch der Propagandaminister in Berlin will das Filmgenie haben, er kennt keinen Widerspruch, und er verspricht viel. Während Pabst noch glaubt, dass er dem Werben widerstehen, dass er sich keiner Diktatur als der der Kunst fügen wird, ist er schon den ersten Schritt in die rettungslose Verstrickung gegangen.

Autor: Daniel Kehlmann ISBN: 978-3-498-00387-6 Kategorien: , Schlüsselworte: ,
Rowohlt , 2023
Hardcover , 480 Seiten
Produkt-ID:8300

2 Bewertungen für Lichtspiel

  1. Lieselotte Stalzer

    Platz 1 der ORF Bestenliste 11/2023

  2. Bewertet mit 3 von 5

    Lieselotte Dr. Stalzer

    Daniel Kehlmann widmet „Lichtspiel“ dem legendären Filmregisseur Georg Wilhelm Pabst. Gegliedert in drei Abschnitte, Draußen – die Jahre in Amerika -, Drinnen in der Ostmark und Danach lassen eine nicht ganz neue biografische Sichtweise erkennen. Trotzdem lässt man sich auf Daniel Kehlmanns Roman ein, auf eine literarische Verbindung zwischen Fiktion und Tatsachen.
    Draußen beginnt mit der bekannten Sendung „Was gibt es Neues am Sonntag“ mit Heinz Conrads. Der demente Franz Wilzek, ehemaliger Assistent von G.W. Pabst wird vom ORF zu dieser Sendung als Gast eingeladen. Als Heinz Conrads ihn nach dem verschollenen, 1944/45 von G. W. Pabst gedrehten Kriminalfilm „Der Fall Molander“ fragt, behauptet er, dass der Film nie gedreht worden sei.
    Als die Nationalsozialisten an die Macht kommen, flieht G.W: Pabst vor dem Grauen nach Hollywood. Sein erster Film in den USA entpuppt sich als Flop. Pabst, der mit den Nazis nichts zu tun haben will, muss einsehen, dass er in Kalifornien keinen Auftrag mehr bekommen wird. Nach einer, erfolglosen Zwischenstation in Frankreich, kehrt er nach Österreich, jetzt Ostmark, zurück, um seine kranke Mutter zu besuchen. Jetzt Drinnen spürt man die Enge des neuen Deutschlands bereits an der Grenze mit aller Deutlichkeit. „‘Wer seine Papiere nicht ordentlich führt, geht wieder zurück.‘ Tatsächlich kommen all die Menschen, die drüben [Anm.: aus dem Zug, der aus der Ostmark hinausfährt] aussteigen müssen, jetzt herüber zu ihrem Zug. … die Soldaten blockieren die Ausgänge zum Bahnhof.“
    Mit dem Krieg gegen Polen, werden die Grenzen geschlossen und Pabst kann mit seiner Familie nicht mehr ausreisen. Als ihm versprochen wird, seine Mutter in einem sehr guten Seniorenheim unterzubringen, kann er dem Werben der Partei nicht mehr widerstehen und beginnt in Nazi-Deutschland Filme zu drehen.
    Die Verfilmung von Alfred Karraschs Roman „Die Sternengeige“, die Geschichte eines Nachwuchsgeigers, der aus Geldnotseine Stradivari verkauft, wird als „Der Fall Molander“ die letzte Regiearbeit von G. W. Pabst im Zweiten Weltkrieg. Während die Rote Armee auf Prag vorrückt, schneidet Pabst den Film und erreicht mit seinem Assistenten Franz Wilzek und den Filmrollen den letztmöglichen Zug nach Wien. Doch bei der Ankunft stellt sich heraus, dass das Gepäck während der Fahrt vertauscht wurde und sich im vorhandenen Gepäckstück nur Hufeisen befinden.
    Im Abschnitt Danach: Als Franz Wilzek vom ORF ins Seniorenheim zurückkommt, öffnet er in seinem Zimmer den Kleiderschrank und betrachtet den Armeetornister und seinen Inhalt. Sieben Blechbüchsen mit Filmspulen. Franz Wilzek zögerte, G.W. Pabst mitzuteilen, dass die Filmspulen wieder da seien. „Später vielleicht“, doch dann starb dieser.
    Sehr detailreich und gut recherchiert, beschreibt Kehlmann die biographischen Eckdaten des Regisseurs und seinen Niedergang. All das könnte man aber auch in einem Filmlexikon nachlesen. Die fiktiven Elemente des Romans sind wenig überzeugend.
    Ähnlich den von Pabst verwendeten Schnitttechniken für einen Film, wechselt Kehlmann laufend die Perspektive. Leider verliert man als Leser:in dadurch an einigen Stellen den roten Faden der Handlung.
    Als Parabel über die Unfreiheit der Kunst in einer Diktatur ist dieses Buch lesenswert, kommt aber nicht an die von Daniel Kehlmann bisher verfassten Romane heran.

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