Sekunden der Gnade

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Boston, 1974. Die Stadt kocht. Künftig sollen schwarze Kinder mit Bussen in weiße Schulen gebracht werden und vice versa. Angst geht um und Hass. Eines Nachts kehrt Mary Pat Fennessys 17-jährige Tochter Jules nicht nach Hause zurück. Mary Pat beginnt Fragen zu stellen, stößt auf Schweigen und Widersprüche, bis sie versteht: Man hat ihr das Letzte genommen, was ihr in dieser Welt Halt gab. Außer sich vor Schmerz macht sie sich auf, um Rache zu nehmen an den Verantwortlichen – und um ihre eigene Schuld abzutragen. Um jeden Preis.

Autor: Dennis Lehane ISBN: 978-3-257-07258-7 Kategorie: Schlüsselworte: , ,
Diogenes , 2023
Hardcover , 400 Seiten
Produkt-ID:8224

1 Bewertung für Sekunden der Gnade

  1. Bewertet mit 5 von 5

    Lieselotte Stalzer

    Dennis Lehanes „Sekunden der Gnade“ spielt 1974 im Bostoner Stadtteil Southie, zu einer Zeit, als die Stadt mit der Aufhebung der Rassentrennung des öffentlichen Schulsystems zu kämpfen hatte. US-Bezirksrichter Arthur Garrity ordnete an, dass afroamerikanische Schüler auf überwiegend weiße Schulen und weiße Schüler auf schwarze Schulen geschickt werden sollten, um Bostons geografisch getrennte öffentliche Schulen zu integrieren, denn die De-facto-Schultrennung in Boston diskriminiere schwarze Kinder.
    Für europäische Leserinnen und Leser ist das historische Setting dieses Kriminalromans, mit seinem unerschrockenen Blick auf Rassismus, gepaart mit der bewegenden Geschichte über eine Mutter, die alles verloren hat, eine Herausforderung.
    Mary Pat Fennessy ist die zentrale Figur. Ihr Ex-Mann hat sie verlassen, ihr Sohn nach seiner Rückkehr aus Vietnam eine Überdosis Heroin genommen, und ihre Tochter Jules einen Freund, den Mary Pat nicht mag. Eines Nachts geht Jules mit ihrem Freund und einer Freundin aus und kommt nie wieder nach Hause. In derselben Nacht wird ein junger Schwarzer tot auf den Gleisen der U-Bahn aufgefunden, und niemand weiß, was mit ihm passiert ist.
    Auf den ersten Blick hängen die beiden Ereignisse nicht zusammen, doch als die verzweifelte Mutter versucht herauszufinden, was Jules in dieser Nacht vorgehabt hat und wo sie war, wird ihr klar, dass es einen Zusammenhang geben könnte. Durch ihre Fragen wird Marty, der Anführer der irischen Mafia auf sie aufmerksam und legt ihr schonungslos nahe, keine weiteren Fragen zu stellen. Auch die Polizei kann ihr nicht helfen.
    Temporeich und mit schlüssigem Plot zeigt der Roman auf, dass rassistisches Verhalten scheinbar mehr eine vererbte Angewohnheit, als eine bewusst getroffene Entscheidung ist. Dies wird deutlich durch den Ort des Geschehens, an dem Verbrechen, Rasse, soziale Klasse und Wohnsituation entsetzlich klar miteinander verbunden sind und die Menschen kaum eine Möglichkeit haben, den Kreislauf zu durchbrechen. Und nein, der ermordete junge Afroamerikaner am Beginn des Romans war kein ungebildeter Drogendealer.
    Mary Pat ist eine sehr gut gezeichnete Identifikationsfigur des Romans. Ihre innere Zerrissenheit, ihr unbändiger Zorn und ihre Ängste werden von Denis Lehane auf empathische Weise eingefangen.
    Für Leser:innen mit starken Nerven eine absolute Empfehlung.

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