Wir sehen uns im August
Eine Geschichte über die Liebe, wie nur Gabriel García Márquez sie schreiben konnte.
Jedes Jahr fährt Ana Magdalena Bach im August mit der Fähre zu einer Karibikinsel, um dort auf das Grab ihrer Mutter einen Gladiolenstrauß zu legen. Jedes Jahr geht sie danach in ein Touristenhotel und isst abends allein an der Bar ein Käse-Schinken-Toast. Dieses Mal jedoch wird sie von einem Mann zu einem Drink eingeladen. Es entspricht weder ihrer Herkunft oder Erziehung noch ihrer Vorstellung von ehelicher Treue, doch geht sie dennoch auf seine Avancen ein und nimmt den Unbekannten mit auf ihr Zimmer.
Das Erlebnis hat sie und ihr Leben verändert. Und so fährt sie im August des kommenden Jahres wieder erwartungsvoll auf die Insel, um nicht nur das Grab ihrer Mutter zu besuchen.
Lieselotte Stalzer –
An jedem 16. August, dem Todestag ihrer Mutter, fährt Ana Magdalena Bach mit der Fähre vom Festland zu einer Insel, um auf dem dortigen Friedhof das Grab ihrer Mutter zu besuchen. In einem Hotel der Insel verbringt sie eine Nacht.
Atmosphärisch beginnt der aus dem Nachlass von Gabriel García Márquez stammende Roman “Wir sehen uns im August” im Hafen der Insel. Der knapp fünfzig Jahre alten Ana Magdalena Bach fällt in der Bar eines Hotels ein Mann auf und nimmt den Fremden mit auf ihr Zimmer. Nach dieser Nacht würde sie nie wieder „dieselbe sein. Diese Ahnung überkam sie bei der Rückfahrt auf der Fähre, zwischen den Horden von Touristen, die ihr stets fremd geblieben waren und die sie plötzlich, ohne ersichtlichen Grund, abscheulich fand.“ In den folgenden Jahren hat sie in der Nacht vom 16. zum 17. August auf der Insel verschiedene Liebhaber: vom Heiratsschwindler bis zum Bischof, durchaus interessante Figuren. Anas Familienleben ist zunehmend frostig, ihre Ehe erscheint ihr konventionell und macht sie nicht mehr glücklich.
„Wir sehen uns im August“ ist ein faszinierendes Psychogramm einer reifen Frau, eine dicht erzählte Geschichte über Liebe und Betrug und stellt herkömmliche Konventionen in Frage. Ana erfindet sich in jeder der Erzählungen neu. Und am Ende macht sie auf dem dortigen Friedhof eine erstaunliche Entdeckung.
Kritisch betrachtet ist dieser Roman ein Entwurf von Handlungssträngen, voller Ideen, die nur lose zusammengefügt wurden – wie es aus einem unvollendeten Manuskript des Autors nicht anders zu erwarten war. Dagmar Ploetz übersetzt es einfühlsam und musikalisch klingend.