Pink Elephant
Alles beginnt mit einer Kopfnuss. Während Deutschland bei der WM 2006 von seinem Sommermärchen träumt, findet der vierzehnjährige Vincent in denen, die ihn verprügelt haben, neue Freunde. Bald schon nennt er sie Brüder, raucht mit ihnen Shisha, hängt auf der Straße ab – und hockt doch jeden Abend wieder im Einfamilienhaus seiner Eltern. Als es ernst wird, muss er feststellen, dass bisher alles nur ein Spiel war. Zumindest für ihn. Während er sich Bräunungscreme ins Gesicht schmiert, fällt Ali nach einem Sprung aus dem Fenster ins Koma, Tarek ist nicht mehr zu erreichen – und eine Realität schlägt zu, in der es Probleme gibt, die Vincent sich bisher nicht vorstellen konnte.
Ein rasanter, eindringlicher Roman über Freundschaft und Zugehörigkeit.
Lieselotte Stalzer –
Deutschland 2006, Fußball WM. Alles beginnt mit einer scheinbar harmlosen Kopfnuss. Vincents Leben wäre durchschnittlich verlaufen, wenn nicht Ali und Tarek ihn angerempelt und beschimpft hätten. Vincent findet sich mit blutender Nase auf der Polizeiwache wieder, wo er eine Aussage macht, die in einer Strafanzeige mündet, die er gar nicht stellen wollte. Seine Eltern, Vater Arzt, Mutter Assistentin eines Politikers, holen ihn ab.
Wer sind die beiden anderen Figuren und wie ist es möglich, dass Vincent in ihnen neue Freunde findet? Alis Vater ist abgehauen, als Ali drei war. Ali, heißt Alexander, weil er nur ein halber Araber ist, und regelt sein Leben ohne Erwachsene. Tarek kommt aus Syrien. Sein Vater fährt nachts Taxi, die Mutter putzt und unterrichtet Arabisch in der VHS. Vincent wäre lieber Araber als Deutsche. Bald schon nennt er die Beiden Brüder, raucht mit ihnen Shisha, doch die Abende verbringt er wieder im geschützten Milieu des elterlichen Einfamilienhauses.
“Pink Elephant” ist ein intensives Buch, das an vielen Stellen an die Realität der Jugendlichen von heute heranreicht. Freundschaft und die Suche nach Identität sind schon schwierige Themen für Jugendliche. Luca Kieser verschärft die Situation seiner Figuren durch Rassismus, der sich in scheinbar alltäglichen Szenen entlädt. Die Idee mit den Songtexten, die im Buch immer wieder eingebaut werden, ist zeitgemäß und vermittelt die Stimmung und Atmosphäre der damaligen Zeit sehr gut.
Luca Kiesers Roman kann als eine gut durchdachte Geschichte bezeichnet werden. Vincent, einem privilegierten Weißen aus gutem Hause, steht er in der Gesamtschule einem hohen Anteil junger Menschen gegenüber, deren Eltern trotz vieler Arbeit ein geringes Einkommen haben und großteils Migranten sind. Vincent schafft es, sich mit diesen Jugendlichen anzufreunden, sein Umfeld erlebt er als fremdenfeindlich.
„Pink Elephant“ (pinke Zigaretten mit Vanillegeschmack) ist die Geschichte einer ungleichen Freundschaft und behandelt Unterschiede und die Frage, wer wo dazugehört. Vincent erhält durch die Gastfreundschaft seiner Freunde Einblicke in eine Welt, die ihm zuvor unbekannt war. Allerdings werden Ali und Tarek nie bei Vincent zu Besuch.
Ein Buch zum Nachdenken, das viel Diskussions- aber auch Sprengstoff bietet.