Dass Meer der Erinnerung

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Während sich die anderen Jugendlichen aus der Stadt in den Sommerferien auf Ischia am Strand vergnügen, fährt der sechzehnjährige Ich-Erzähler jeden Morgen mit dem Fischer Nicola hinaus aufs Meer. Von ihm lernt er das Handwerk des Fischens, und Nicola ist der Einzige, der seinen Wissensdurst stillt und ihm vom Krieg erzählt. Die Abende verbringt er oft mit der Clique seines älteren Cousins. Dort lernt er Caia kennen, und ein überwältigendes Begehren ergreift den Sechzehnjährigen. Er ist überzeugt, dass Caia ein Geheimnis besitzt, und entschlossen, es in stiller Intimität ans Licht zu bringen.

Autor: Erri de Luca ISBN: 978-3-548-29102-4 Kategorie: Schlüsselworte: ,
Ullstein , 2021
Softcover , 144 Seiten
Produkt-ID:6160

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  1. Bewertet mit 5 von 5

    Lieselotte Stalzer

    Hochsommer auf einer tyrrhenischen Insel vor Neapel, Der zweite Weltkrieg ist vorbei. Es ist der Sommer des Erwachsenwerdens eines sechzehnjährigen Jungen, der den Sommer bei seinem Onkel auf der Insel verbringt. “Es war der Sommer meiner sechzehn Jahre, ich stand an einem Abgrund der Gefühle.”

    Er schließt sich der Clique seines um vier Jahre älteren Cousins an, junge Leute, die am Lagerfeuer sitzen, singen, tanzen und sich küssen. Die Tage verbringt er meist mit Nicola, der mit dem Boot seines Onkels aufs Meer zum Fischen hinausfährt.

    Die Zäsur, die in einem Coming-Of–Age Roman den Übergang zwischen unbeschwerter Jugend und dem Erwachsenwerden markiert, ist in „Das Meer der Erinnerung“ sehr subtil: Es ist die Verliebtheit in ein älteres jüdisches Mädchen und die Wissbegier eines Heranreifenden, der Fragen nach der jüngsten Vergangenheit stellt. „Die Fragen waren herangewachsen und forderten hartnäckig Rechenschaft“ aber die Erwachsenen wollen sie nicht (mehr) beantworten um diese Zeit vergessen. Nur Nicola, der Fischer, erzählt hin und wieder wie es damals war, als er als Feind in Jugoslawien stationiert war. Nicola verspürt zwar keinen Hass auf die Deutschen, doch sie nun hier auf der Insel zu sehen, ihre Sprache wieder hören zu müssen, die er nur im Befehlston kennt, verstört ihn.

    Und noch eine andere Herausforderung gilt es zu bewältigen und macht ihn in den Augen der Inselbewohner zu einem jungen Mann: „In dem Sommer erhielt ich meine blutige Bewährungsprobe durch die Muräne. … Es gelang mir den Haken herauszuziehen, aber im gleichen Augenblick entglitt sie mir, und ihre Zähne bohrten sich am Ansatz des Zeigefingers in meine Hand.“

    Lebendig gezeichnete Figuren, wortkarg, aber mit prägnanten Sätzen, bevölkern diesen leider sehr kurzen, aber einprägsamen Roman. „Ich begreife nicht einmal das Meer: ich weiß nicht, warum das Boot schaukelt, warum Wind und Sturm Wellen machen … Seit ich geboren wurde, fahr ich aufs Meer und och begreife es nicht: Und dabei ist es bloß Wasser, Wasser und Salz, aber tief ist es, ganz schön tief.“ (Nicola)

    Lagerfeuer, ausgelassene Stimmung und nächtliche Szenen im Meer, Gerüche von Fischen, Geschmack von Salz, umrahmen das Sommergefühl, das nicht immer nur positiv ist. „Das Wasser schwappte am Bug über Bord, die Windstöße zerstoben die Wellenkämme. … Ich nahm die Stöße des Meeres hin und das Ziehen im Rücken, von den Eimern voll Wasser, ohne zu ahnen, wie viel Kraftreserven das Boot noch hatte, um durchzuhalten.“

    „Aus politischen Gründen zu hassen, in abstrakter Weise zu hassen, das versteh´ ich nicht, das kann ich mir nicht vorstellen“, sagt der Onkel des Protagonisten. Der Junge von sechzehn Jahren, kann nicht akzeptieren, dass Erinnerungen und Vergangenheit keine Antwort haben.

    Um dieses kurze Buch zu lesen, muss man bereit sein, sich auf einen eindringlichen Roman, eine romantische (einseitige) Liebe und auf die dunkle Geschichte unserer jüngsten Vergangenheit einlassen. Für all jene Leserinnen und Leser, die dies tun (wollen), eine absolute Leseempfehlung.

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