La Fenice

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Eine Geschichte, die anderen nützt, vielleicht noch in ferner Zukunft, mehr soll ihr Bericht gar nicht sein, sagt Angela del Moro am Schluss. Da ist sie dreiund- zwanzig und hat mehr hinter sich als andere im doppelten Alter. Schon mit sechzehn hat sie es zu etwas gebracht, als Kurtisane, der einzige Beruf, in dem sie Geld verdienen, ein selbstbestimmtes Leben führen kann. Der Absturz beginnt mit einem Nein: Sie wagt es, einen Stammkunden wegzuschicken, und die Rache des Abgewiesenen ist mörderisch. Andere überleben so etwas nicht, aber Angela will kein Opfer sein. Ihr Wiederaufstieg ist eine Sensation. Das kann nicht nur gut gehen. Lea Singer erzählt die historisch verbürgten Erlebnisse einer jungen Frau, La Zaffetta genannt, im Venedig der Renaissance, und offenbart, wie nebenbei, die Abgründe der Serenissima in der Zeit eines Tizian oder Aretino. Sie spricht durch die Person einer jungen Frau, die einen Skandal auslöste, weil sie sich das Recht nahm, ihre Wünsche zu leben. Und die zum Kult wurde auf einem der berühmtesten Bilder der Welt: Tizians Venus von Urbino.

Autor: Lea Singer ISBN: 978-3-311-10027-0 Kategorie: Schlüsselwort:
Kampa , 2020
Hardcover , 288 Seiten
Produkt-ID:5463

1 Bewertung für La Fenice

  1. Bewertet mit 5 von 5

    Lieselotte Stalzer

    „Weggeschickt hatte ich ihn, von hier oben, vom Balkon aus, nachdem er unten mit einem Stiefel gegen die Tür getreten hatte. …jede andere hätte wohl ihn weggeschickt und den anderen eingelassen, den ich weggeschickt habe.“
    Lea Singer erzählt in „La Fenice“ die Geschichte einer sehr jungen Prostituierten, „La Zaffetta“. Einer der bekanntesten italienischen Schriftsteller, Satiriker der italienischen Renaissance, Pietro Aretino, lehrt sie, was einfache Huren von Kurtisanen unterscheidet: „Wollen musst du das, was sie brauchen. Dafür zahlen sie.“ Mit 16 Jahren hat sie den Beruf ergriffen, unter seiner Protektion wird sie die teuerste Kurtisane Venedigs.
    Außer Aretino ist die alte gelehrte Fedele, die ihr, Giulia del Moro, Lesen und Schreiben beigebracht hat, eine wichtige Ansprechperson. „Die alte Fedele sah Venedig anders als die übrigen Venezianer, weil sie es jahrelang von Kreta aus betrachtet hatte … Auf dem Rückweg von der Insel hatten sie und ihr Mann, … ihren gesamten Besitz durch einen Schiffsunfall … verloren, die gewonnenen Einsichten aber waren nicht mit abgesoffen.“ Treffender als in ihrem Ton kann man über die gesellschaftlichen und politischen Abgründe der Serenissima kaum schreiben.
    Doch ihre Ablehnung des Freiers, eines einflussreichen Adeligen, hat Folgen; und diese werden sehr bildkräftig erzählt. „Zaffetta trieb es mit allen“ stand an vielen Hausmauern. „Am Pranger stand nicht der Täter mit seinen Helfershelfern, dort stand das Opfer als Täterin.“
    Doch wie „La Fenice“, verwandelt sie ihre scheinbare Vernichtung in einen Sieg. „La Zaffetta“ steht dem Maler Tizian Modell und in einem seiner Bilder „war die Sache mit der Wahrheit. Der Kaiser wollte sein Kinn kleiner, … , Isabella vierzig Jahre weniger. Wenigsten die Käuflichen sollten unbestechlich sein und unabhängig.“ Ausgedrückt hat Tizian dies durch einen kleinen gelben Schleier auf der Schulter seines Modells, etwas Gelbes, das sie auf der Straße tragen mussten, als Zeichen ihrer Tätigkeit.
    In einen sehr eindrucksvollen Roman verpackt, erzählt Lea Singer von einer jungen Frau, die sich, das Recht nimmt, so zu leben, wie sie möchte. Bilderreich, ausladend, ohne jedoch redundant oder antiquiert zu sein, werden Alltag und Kultur der Serenissima beschrieben. Wie hat „La Zaffetta“ ausgesehen? Tizian hat sie in einem seiner berühmtesten Bilder verewigt, der „Venus von Urbino“.
    Am Ende des Romans gibt es zwei bemerkenswerte Dinge: Ein Zitat, das, aus der Renaissance sprechend, aktueller nicht sein kann. „Übrigens habe ich einen Sohn bekommen. Freut mich. Mütter erziehen die Ehemänner von morgen“. Ebenfalls anzumerken ist der historische Hintergrund im Anhang, der auf Lorenzo Veniers Werk „Il Trentuno (die Massenvergewaltigung) della Zaffetta eingeht“ und auch einige dem erzählerischen Fortgang geschuldete historische Ungenauigkeiten richtiggestellt.
    Ein historischer Roman, umfangreich recherchiert und in moderner Sprache erzählt. Sehr empfehlenswert.

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