Königskinder

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(1 Kundenrezension)

Als Max und Tina in ihrem Auto eingeschneit auf einem Alpenpass ausharren müssen, erzählt Max eine Geschichte, die genau dort in den Bergen, zur Zeit der französischen Revolution, ihren Anfang nahm: Jakob ist ein Knecht aus dem Greyerzerland. Als er sich in Marie, die Tochter eines reichen Bauern, verliebt, ist dieser entsetzt. Er schickt den Jungen erst in den Kriegsdienst, später als Hirte an den Hof Ludwigs XVI. Dort ist man so gerührt von Jakobs Unglück, dass man auch Marie nach Versailles holen lässt. Eine hinreißende Liebesgeschichte!

Autor: Alex Capus ISBN: 978-3-423-14745-3 Kategorie: Schlüsselworte: ,
dtv , 2020
Softcover , 192 Seiten
Produkt-ID:4846

1 Bewertung für Königskinder

  1. Bewertet mit 5 von 5

    El.H.

    Delikates Lesefutter, wenn man zu Hause bleiben muss
    Der Roman „Königskinder“ von Alex Capus (erschienen 2018) ist für einen krisengeplagten Leser eine ideale Lektüre, denn der Text fesselt schnell, sodass Sorgen hintan bleiben. Wesentlichen Anteil am Lesevergnügen hat die scheinbar schlichte und präzise Sprache. Der Humor kommt nicht zu kurz. Raum dafür bieten das liebevolle Geplänkel des Paares und die überraschende Erzählperspektive eines einfachen Hirten, sobald der Schauplatz des Romans sich ins Frankreich des Ancien Régime und der ersten Zeit der Französischen Revolution verlagert: Die enge Perspektive eines Schweizer Hirten erlaubt es dem Autor z.B., Versailles als olfaktorisches Erlebnis zu beschreiben.
    Die Protagonisten der Rahmenerzählung sind Max und Tina, ein Ehepaar mit großen Kindern. Sie streiten begeistert über Kleinigkeiten, sind sich aber in großen Dingen einig. Tina hat im dichten Schneetreibe nach der Passhöhe des Jaunpasses das Auto in den Straßengraben gefahren, und die beiden müssen nun auf die Schneefräse am Morgen warten. Hier im Greyerzerland, aus dem Max stammt, erzählt er seiner Frau eine wahre Liebesgeschichte aus dieser Gegend, um ihr beim Einschlafen zu helfen. Seine Frau unterbricht wiederholt die Erzählung, sodass die Rahmen – und Binnenerzählung geschickt miteinander verzahnt sind.
    Die Binnenerzählung beginnt 1779 und endet 1799 mit dem „Zug der Marktweiber nach Versailles“. Erzählt wird die Liebesgeschichte von Jakob Boschung, einem bettelarmen Hirten, und Marie Françoise, der Tochter eines wohlhabenden Greyerzer Bauern. Mehr zum Inhalt zu sagen, würde das Lesevergnügen schmälern.
    Ob die Behauptung, die Geschichte von Jakob und Marie Françoise sei historisch belegt, stimmt oder nicht, ist dem Leser bei der Lektüre kaum wichtig, denn der Plot und die Art des Erzählens fesseln. Sie bei „Dr. Google“ zu verifizieren ist während des Lesens nicht verlockend. Wer nachher doch prüft, findet Interessantes:
    Élisabeth Philippe Hélene des Bourbon, die jüngste Schwester Ludwig XVI., die als einziges Geschwister ihrem Bruder treu blieb und auf der Guillotine starb, bekam von ihrem Bruder den bei Versailles gelegenen Landsitz geschenkt. Hier betrieb sie mit den Arzt und Botaniker Louis Guillaume le Montreuil eine Klinik für mittellose Menschen und lernte mit dem Forscher eifrig Botanik.
    Es gibt ein Chanson mit dem Titel“Pauvre Jaques“, das für die Royalisten etwas wie eine geheime Hymne und ist 1807 auf die Bühne gekommen. Die Im Temple gefangene Königin Marie Antoinette erzählt am 10.8.1792, dass sie mit Madame Travanet dieses Chanson getextet und komponiert habe. ( Von Marie Antoinette stammt vermutlich der Text und von Jeanne Renée de Bombelles, Marquise de Travanet die Musik. Zugrunde liegt eine wahre Begebenheit. Es gibt einen französischen Oberst, dessen Tochter Marie-Françoise heißt. Er erhält von einer adeligen Dame den Auftrag, für einen Kuhstall einen Verwalter zu finden. Von Jakob Boschung gibt es eine Akte zu seiner Musterung.
    Als Abschluss diene eine Übertragung des Chansons:
    1. Armer Jaques, als ich bei dir war, spürte ich mein Elend nicht, aber jetzt lebst du so weit von mir entfernt. Mir fehlt alles auf der Welt. Mir fehlt alles auf der Welt.
    2. Als du kamst, mit mir die Arbeit zu teilen, fand ich meine Aufgabe leicht. Erinnerst du dich daran? Alle Tage waren schön. Wer wird mir diese glückliche Zeit zurückgeben? Wer wird mir diese glückliche Zeit zurückgeben?
    3. Wenn die Sonne auf unser Brachland scheint, kann ich das Licht nicht ertragen; und wenn ich im Schatten des Waldes bin, klage ich die ganze Natur an, klage ich die ganze Natur an.
    4. Strophe wie die erste.

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