Klara und die Sonne

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Klara ist eine künstliche Intelligenz, entwickelt, um Jugendlichen eine Gefährtin zu sein auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Vom Schaufenster eines Spielzeuggeschäfts aus beobachtet sie genau, was draußen vor sich geht, studiert das Verhalten der Kundinnen und Kunden und hofft, bald von einem jungen Menschen als neue Freundin ausgewählt zu werden. Als sich ihr Wunsch endlich erfüllt und ein Mädchen sie mit nach Hause nimmt, muss sie jedoch bald feststellen, dass sie auf die Versprechen von Menschen nicht allzu viel geben sollte.

Autor: Kazuo Ishiguro ISBN: 978-3-89667-693-1 Kategorie: Schlüsselwort:
Blessing , 2021
Hardcover , 352 Seiten
Produkt-ID:6272

1 Bewertung für Klara und die Sonne

  1. Bewertet mit 5 von 5

    Lieselotte Stalzer

    „Klara und die Sonne“ spielt in der nahen Zukunft, in der nur Erfolg und eine gehobene berufliche Position zählen. Soziale Fähigkeiten wie Empathie oder Zuneigung werden zugunsten des äußeren Scheins geopfert. ‚Optimierung‘ lautet das Zauberwort der Gesellschaft, in der Ishiguro seinen Roman ansiedelt.
    Klara, die Erzählerin, ist eine künstliche Freundin, eine humanoide Maschine, freundlich und hübsch anzusehen, solarbetrieben. Ihre Grenze ist zunächst die Auslage des Geschäfts, in dem sie zum Verkauf angeboten wird. Sie beobachtet den Lauf der Sonne im Tagesrhythmus und ihre Beobachtungsgabe lässt sie annehmen, dass dieser Himmelskörper auch den Menschen besondere Kraft geben könne. Obwohl Klara bereits technisch überholt ist, wird sie von Josie, einem pubertierenden Mädchen, ausgewählt. „Und wir machen lauter schöne Sachen zusammen, während ich erwachsen werde.“ Denn Josie ist einsam, sie geht nicht zur Schule, lernt nur mit dem ‚Rechteck‘, einem Tablet. Josie leidet an einer nicht näher bezeichneten Krankheit. Durch Genmanipulation wurde sie zwar mit höherer Intelligenz ausgestattet, die aber gleichzeitig zu Lasten ihrer Gesundheit geht. Ein Preis, den die Mutter bereit war zu zahlen, denn – Leistung ist schließlich wichtig im Leben. Aber es gibt noch eine andere Sicht darauf, nicht alle denken so, wie z.B. Josies Vaters belegt. Er hat seinen Job als Ingenieur verloren: “Ich denke, die Auswechslungen waren das Beste, was mir passiert ist. … Ich glaube wirklich, dass sie mir geholfen haben, das Wichtige von dem zu unterscheiden, was nicht [wichtig ist].”
    Mit dem Buch tauchen wir in die Gedankenwelt Klaras ein, die eine besondere Sicht auf die Welt hat: ihr Gesichtsfeld ist in hochauflösende Quadrate unterteilt, die sich einem Bildschirm gleich bewegen und eine Interpretation eines Ereignisses zulassen. Auch die Sprache, obwohl sehr ähnlich der menschlichen, hat Eigenheiten und ist stellenweise verfremdet. So verwendet sie z.B. keine Personalpronomen.
    An der dritten zentralen Figur des Romans, Rick, Josies Jugendfreund, erkennt man das Schicksal von nicht „gehobenen“ Kindern, also jene, die keine Chance auf Bildung haben. Doch sind sie weniger einsam? Dieses Gefühl ist (neben den unterschiedlichen Formen von Liebe und Loyalität) eines der zentralen Themen, das Ishiguro anspricht und in einfachen, manchmal verwirrenden Szenen darstellt.
    Einen großen Teil des Buches macht die Frage aus: Können Klara und die Sonne Josies Krankheit heilen? Auch in seinem achten Roman versucht der britische Nobelpreisträger mit seinen Leserinnen und Lesern in Verbindung zu treten, was ihm auf eindrucksvolle Weise gelingt. Der kritische Blick auf die heutige Gesellschaft, die modernen Technologien, das Voranschreiten der Robotertechnik und der künstlichen Intelligenz bewirken nicht nur positive Entwicklungen, sondern führen, wie Ishiguro aufzeigt, auch zur Bildung einer neuen Elite, die vor den alten gutbürgerlich-gebildeten Schichten nicht Halt machen. „Klara und die Sonne“ ist eine teilweise beängstigende Beschreibung einer möglichen Zukunft, von der man hofft, sie möge nie eintreten. Trotzdem und vielleicht gerade deshalb ein wichtiges Buch im Frühjahr 2021.

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