Die Schwalben von Montecassino

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1944 geht der 2. Weltkrieg in Italien viel zu langsam zu Ende. So dauert es auch vier blutige Monate lang, die von den Deutschen besetzte Abtei Montecassino zu erobern. An den Flanken ihres Berges opfern sich Menschen aus aller Welt, doch die ungewöhnlichste Armee dort ist wohl die der Polen: Ihre Soldaten, unter ihnen viele Juden, kommen aus sowjetischen Lagern und gelangten in einer abenteuerlichen Irrfahrt nach Italien, um für Freiheit von Hitler und Stalin zu kämpfen. So auch Samuel »Milek« Steinwurzel, Sohn jüdischer Holzhändler aus der (heutigen) Ukraine, den der Frieden in den Emilio verwandeln wird…

Kunstvoll verbindet Helena Janeczek Orte, Geschichten, Epochen, Schicksale zu einem allumfassenden, berührenden Epos des »italienischen Stalingrad«.

Helena Janeczek wirkt — wie schon ›Das Mädchen mit der Leica‹ — auch diesen Roman aus ganz unterschiedlichen Erzählsträngen: dem Schicksal eines jungen Texaners. Dem Versuch eines neuseeländischen Studenten zu verstehen, was sein Großvater, ein Maori, in diesem Krieg eigentlich zu suchen hatte. Der Geschichte von Janeczeks eigener Tante, die der Shoah nur entkam, weil die Sowjets sie zur Zwangsarbeit verurteilt hatten. Und den Erlebnissen von zwei Mailänder Abiturienten, die am Soldatenfriedhof von Montecassino Flugblätter verteilen, um nach verschwundenen polnischen Wanderarbeitern zu suchen – aber vielleicht noch mehr nach einem Platz auf der Welt, den sie Heimat nennen könnten.

»Helena Janeczek hat ein unglaublich starkes Buch geschrieben. Darin wird Montecassino zum Krieg von uns allen, zu dem Ort, von dem wir alle kommen.« Roberto Saviano

Autor: Helena Janeczek ISBN: 978-3-8270-1443-6 Kategorie: Schlüsselworte: ,
Berlin , 2022
Hardcover , 432 Seiten
Produkt-ID:7547

1 Bewertung für Die Schwalben von Montecassino

  1. Bewertet mit 5 von 5

    Lieselotte Stalzer

    Montecassino 1944. Der Roman ist durch die vier Schlachten gekennzeichnet, vier Monate, in denen die Alliierten versuchen, die deutsche Front an der sogenannten Gustav-Linie zu durchbrechen. Dort kämpft ein Schmelztiegel an Nationen gegen den Faschismus der Nazis: engagierte Amerikaner und Briten zusammen mit Indern, Nepalesen, Maghreb, Polen und einem Bataillon Maori aus Neuseeland und tausend Juden.
    Die Gründe für die Beteiligung der Nationen sind unterschiedlich. So kämpfen z.B. die Neuseeländer nicht wegen der deutschen Angriffe auf England auf deren Seite, sondern um eine Staatsbürgerschaft zu erlangen, die von den Māori, die mit ihrem Kontingent von Freiwilligen anwesend sind, angestrebt wird.
    Gleich zu Beginn des Buches erzählt Janeczek von John Wilkins, einem texanischen Sergeanten. Mit 19 schrieb er sich in die Armee ein, sein Leben endete in der ersten Schlacht um Montecassino, in der aufgrund fehlender Ortskenntnis und Planung viele junge Soldaten wie er, als Kanonenfutter verheizt wurden. Nicht nur in der ersten Phase der Schlacht, in der die 36. US-Division bei der Überquerung des Rapido-Flusses schwere Verluste erlitt, auch in der zweiten Phase starben viele Männer, vor allem der neuseeländischen Divisionen.
    Realitätsnah geschriebene Kapitel über die vier Schlachten: Luftangriffe, Zerstörung, Kampf. Dazwischen eine zweite Erzählebene mit beeindruckenden Einzelschicksalen, die doch für Viele stehen. Auch die Nachfahren dieser Männer kommen zu Wort: Rapata Sullivan, Neffe eines Maori-Veteranen, Edoardo und Anand, zwei junge Römer, die von einem Gefühl der Neugier und des Abenteuers nach Cassino fahren. Und hier sind auch die dem Roman Titel gebende Schwalben. „Als ich dort stand, unter dem Gewölbe des Säulengangs beobachtete, musste ich sofort daran denken, dass es zur Zeit der Schlacht dort nicht hätte sein können. Dabei war es Mai, als General Anders‘ Soldaten dort kämpften. Die Schwalben mussten also schon zurückgekehrt sein…“
    Die Schlacht um Montecassino ist zugleich die Familiengeschichte der Autorin, in der sie auch gegenwärtige Probleme polnischstämmiger Italiener aufgreift. Zwischen den Seiten entfaltet sich ein roter Faden, der die Menschen mit der Geschichte und Geographie der Abtei in Montecassino im Jahr 1944 verbindet. Der Autorin gelingt dies einerseits durch akribische Recherchearbeit, andererseits durch ihren Schreibstil, der Reportageelemente und Fiktion verbindet.
    Die sehr gelungene Übersetzung von Verena Koskull trägt maßgeblich zu einem sehr intensiven Leseerlebnis bei. Sie unterstreicht damit sowohl die Dramatik der Geschehnisse als auch den Wunsch der Autorin, diesen historischen Abschnitt europäischer Geschichte nicht zu vergessen.

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