Aus der Mitte des Sees
Eine Benediktinerabtei, idyllisch an einem See gelegen. Ihr Gastflügel ist gut besucht, doch die meisten Mönche nähern sich dem biblischen Alter. Gerade hat einer der jungen das Kloster verlassen und eine Familie gegründet. Seither stellt auch Lukas, Ende dreißig, seinen Lebensweg infrage. Da taucht Sarah auf, aufmerksam, zugewandt und körperlich. Um zu einer Entscheidung zu finden, überlässt sich Lukas dem See: Beim Schwimmen öffnen sich Körper und Geist.
Lieselotte Stalzer –
Viele Entscheidungen, die Menschen als junge Erwachsene treffen, werden von diesen im Laufe ihres Lebens revidiert. Wie endgültig sind getroffene Lebensentscheidungen, wie endgültig werden sie erlebt? Lucas und sein bester Freund Andreas haben sich für ein Leben als Mönch in einer Benediktinerabtei entschieden. Letzterer hat nach sechzehn Jahren das Kloster verlassen, da er doch etwas anderes wollte. Und Lucas selbst beginnt ebenfalls an seiner Entscheidung von damals zu zweifeln. Die Benediktinerabtei, in der er lebt, ist idyllisch am See gelegen. Ein Flügel des Klosters ist Gästen vorbehalten, die gerne mal für einige Zeit die Ruhe eines solchen Ortes genießen möchten. Häufiger Gast am See ist Lukas selbst, der dort täglich seinen Gedanken nachhängt.
Am ersten Tag der Erzählung (die insgesamt in 14 Kapitel gegliedert ist, die einerseits die Freundschaft mit Andreas hinterfragen, andererseits den Prozess der Selbsterforschung nachzeichnen) erreicht Lukas ein E-Mail, in der Andreas seinen Freund über die Geburt seines Kindes informiert. Lukas sieht sich außerstande, auf diese Nachricht zu antworten, er ist gekränkt von Andreas Umzug nach Berlin. Außerdem ist Lukas in Sarah verliebt, eine Schauspielerin, die sich eine Auszeit gönnt und ebenfalls einen Schicksalsschlag zu überwinden hat. Als wären diese beiden Herausforderungen noch nicht genug, drängt ihn die Abtei, noch mehr Verantwortung zu übernehmen, denn das Kloster ist überaltert und Lukas einer der jüngsten Mitglieder der Abtei.
Moritz Heger hat dieses sehr stille Buch als inneren Monolog eines verunsicherten Ich-Erzählers geschrieben. Literarisch glänzend umgesetzt, lässt er seinen Protagonisten das Wort ausgewählte Personen richten, mit denen er sich am See “unterhält”.
“Aus der Mitte des Sees” ist ein nachdenklicher Roman, der sich mit der Frage befasst, wie Lebenswege aussehen können, wann wir etwas als eine richtige oder falsche Entscheidung empfinden und welche Ereignisse dazu führen, dass wir diese in Frage stellen.
Ein lesenswertes Buch, das jedoch keinen der üblichen Spannungsbögen hat und deshalb manchmal etwas langatmig ist.