Spielplatz der Helden
Der Roman einer spektakulären Grönlandexpedition
Drei Südtiroler durchquerten 1983 als erste Menschen Grönland ohne Schlittenhunde und externe Hilfsmittel. Die spektakuläre Durchquerung wird in Köhlmeiers Roman zu einem aberwitzigen Psychodrama, da vom ersten Tag an Streit zwischen den drei Bergsteigern herrscht. Obwohl so zerstritten, dass zwei von ihnen während der 88 Tage kein Wort miteinander wechseln, bewältigen sie die zuvor nicht für möglich gehaltene Route.
Lieselotte Stalzer –
Bereits 1988 verfasst, hat Köhlmeiers Roman nicht an Aktualität verloren. Eine Reise, aus drei Perspektiven erzählt: Es gibt nicht nur eine Wahrheit, sondern vielstimmige Details desselben Geschehens, das die handelnden Personen unterschiedlich (widersprechend) interpretieren.
Die drei Charaktere sind vielschichtig und psychologisch hervorragend gezeichnet. Minachs und Degasperis Schilderungen hat Köhlmeier den größten Teil des Romans gewidmet. Sie drohen an ihrem emotionalen Konflikts beinahe zu scheitern und in der Arktis ihr Leben zu verlieren. Ihre Berichte sind voll von gegenseitigen Anschuldigungen und Hassreden geprägt. Gratt steht zwischen den beiden und sieht seine Rolle als Vermittler. Dies gelingt jedoch nur, indem er jeden der beiden Schweiger jeweils mit Lügen über den anderen beschwichtigt. Und er verhindert damit, dass Unstimmigkeiten zwischen den Teilnehmern zu unlösbaren Problemen werden.
Ein Buch, das durch knappe und ‚männliche‘ Dialoge besticht und faszinierende Einblicke in eine unbekannte und gefährliche Landschaft von Gletschern, die vor blauem Himmel in Fjorde stürzen gewährt.