Vox

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In einer Welt, in der Frauen nur hundert Wörter am Tag sprechen dürfen, bricht eine das Gesetz.
Als die neue Regierung anordnet, dass Frauen ab sofort nicht mehr als hundert Wörter am Tag sprechen dürfen, will Jean McClellan diese wahnwitzige Nachricht nicht wahrhaben – das kann nicht passieren. Nicht im 21. Jahrhundert. Nicht in Amerika. Nicht ihr.

Autor: Christina Dalcher ISBN: 978-3-10-397407-2 Kategorie: Schlüsselwort:
S. Fischer , 2018
Hardcover , 400 Seiten , 1. Auflage
Produkt-ID:3237

1 Bewertung für Vox

  1. Bewertet mit 4 von 5

    Lieselotte Stalzer

    Jean McClellan, die Hauptfigur in „Vox“, ist Wissenschafterin. Sie erfoscht in einem Labor die sogenannte Wernicke Aphasie, eine spezielle Form von Sprachstörung. Jean ist eine engagierte Frau und Mutter von 4 Kindern. Als eine religiöse Sekte in den USA die Macht ergreift und ein hierarchisches Weltbild durchsetzt, ändert sich ihr ganzes Leben. “Die Reinen“ wie sich nennen, sprechen Frauen das Recht zu arbeiten ab, sie stehen als die „Bewahrerinnen des Heims“ unter dem Kuratel ihres Vaters, Bruders oder Ehemanns. Und damit nicht genug: Ihre Kommunikation wird auf 100 Wörter pro Tag begrenzt. Ein Wortzähler an den Handgelenken von Frauen und Mädchen überwacht diese Grenze und sendet elektrische Stromschläge bei Überschreiten der willkürlich festgesetzten Beschränkung aus. Auch nonverbale Kommunikation durch Mimik und Gesten wird geahndet, das Sprechverbot bezieht sich auch auf Papier und Stift.

    Die Protagonistin hat drei Söhne, die gedankenlos die Parolen der Machthaber wiederholen. Ihr ältester Sohn Steven wendet sich von ihr ab, beeinflusst von der umfassenden Gehirnwäsche des Systems. Doch was passiert mit der erst 6-jährigen Tochter Sonja? Auch für sie gilt die 100-Wort-Grenze; sollte sie im Schlaf sprechen, muss sie sofort geweckt werden. Der Frage, wie in einer derartig restriktiven Gesellschaft Kinder mit 100 Wörtern am Tag das Sprechen lernen sollen, ist für Jean ein brennendes Thema im eigenen Heim.

    „Vox“ ist eine politische und feministische Dystopie. Die Autorin, selbst Linguistin, versucht mit diesem Roman ein Zeichen gegen den Verlust von Sprache auf unterschiedlichen Ebenen zu setzen. Denn wenn der Zugang sprachlicher Entwicklung behindert wird, sind Ausgrenzung und Radikalisierung auch aufgrund anderer Merkmale wie z.B. Hautfarbe und Nationalität der nächste Schritt. Auch das lässt die Autorin ansatzweise anklingen.

    Der Debütroman von Christina Dalcher ist ein erschreckendes und verstörendes Gedankenexperiment, das wie ein Puzzle aus kleinen Szenen, in denen Jean jede Handlungsfreiheit genommen wird, aussieht. Da ist z.B. der Briefträger, der die an sie gerichtete Post nur dem Ehemann übergeben darf oder sie in den Briefkasten werfen muss, zu dem nur dieser Zugang hat; eine der vielen beklemmenden Situationen in diesem Roman.

    Mit dem beruflichen Wiedereinstieg Jeans scheint der Autorin der bisher gezeichnete (sehr gute) Handlungsstrang gerissen zu sein. Zu viele neue Figuren und Geschichten überdecken die Thematik des Buches, die Marginalisierung von Menschengruppen durch Politik und Gesellschaft. Lesenswerte Dystopie, die gegen Ende etwas schwächelt.

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