Penelope und die zwölf Mägde

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Penelope – die spartanische Prinzessin gilt als Sinnbild der treu liebenden Ehefrau und Mutter, die jahrzehntelang geduldig die Heimkehr des heldenhaften Ehemanns erwartet. So erzählt es die »Odyssee«, aber ist es auch die Geschichte, die Penelope

selbst

erzählen würde? Nein, findet Margaret Atwood. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen hält ihre Penelope Rückschau auf ihr Leben, berichtet von der gnadenlosen Konkurrenz mit der hübschen Cousine Helena, von der Zwangsverheiratung mit Odysseus, einem Mann, dem der Ruf vorauseilte, ein Aufschneider zu sein, und den Intrigen und Skandalen am Hofe Ithakas. Ergänzt wird Penelopes Erzählung vom Chor ihrer Mägde, die ihren Dienst mit dem Leben bezahlten und nun nach Gerechtigkeit verlangen.

Autor: Margaret Atwood ISBN: 978-3-442-31680-9 Kategorie: Schlüsselwort:
Wunderraum , 2022
Hardcover , 192 Seiten
Produkt-ID:7676

2 Bewertungen für Penelope und die zwölf Mägde

  1. Lieselotte Stalzer

    Auch als Hörbuch erhältlich

  2. Bewertet mit 5 von 5

    Lieselotte Stalzer

    „Wenn ich einmal tot bin, dann werde ich endlich die ganze Wahrheit erfahren. … Aber wie so viele Hoffnungen hat auch diese sich nicht erfüllt. … Dafür bin ich, seit ich tot bin, ein bloßer Schatten im Zustand der Knochen-, Lippen-, Brüstelosigkeit, mit Wahrheiten konfrontiert, die ich nicht mal geschenkt haben wollte. Wie wenn man an offenen Fenstern lauscht oder fremde Post liest.“
    Margaret Atwoods Roman erzählt die Odyssee aus der Sicht von Penelope. Die bekannten Erzählstränge aus dem Homer’schen Original behält Atwood bei, entwickelt aber eine zusätzliche, moderne Vision von Penelope. Diese fühlt sich gezwungen, ihre Geschichte zu erzählen, denn sie lehnt die Rolle der idealen, geduldig auf Odysseus wartenden Ehefrau, die ihr von Homer zugeschrieben wurde, ab. Sie rückt auch die Rolle von Odysseus aus ihrer Sicht zu Recht. Die zwölf Mägde sehen sich als unschuldige Opfer, die von Penelope zum Spionieren benutzt, von den Freiern vergewaltigt und missbraucht und dann von Odysseus ermordet wurden. Durch diese vielfältigen Perspektiven erhält Penelope einen dreidimensionalen Charakter, der sie lebendig, nicht aber unbedingt sympathisch macht.
    Die zwölf Mägde sind Penelopes ständige Begleiterinnen, die nach ihrer Heirat mit Odysseus mit ihr von Sparta nach Ithaka reisen. In Anlehnung an die antike Tradition des Geschichtenerzählens, macht Atwood die Stimmen der gehängten Dienstmädchen zu Refrains eines Chores. Ihr Refrain ist voll von vernichtendem Spott und lodernder Verurteilung v.a. gegenüber Penelope, die nicht genug getan hat, um sie zu retten. Ihr erster Refrain ist ein Lied über ihre Hinrichtung. Sie springen ironischerweise über ein Seil, während sie davon singen, wie sie an einem hängen.
    “Wir Mägde sind‘s
    die du getötet hast,
    verraten
    wir tanzten in der Luft,
    unsere nackten Füße zuckten,
    als sie ins Leere traten
    es war nicht fair,
    du, der uns rügt.
    hast dich mit jeder Göttin,
    Nutte, Königin vergnügt“

    Gibt der Perspektivenwechsel, mit dem Atwood erzählt der Handlung Spannung, so legt die Autorin damit auch die Doppelmoral zwischen Geschlechtern und Klassen offen. Odysseus begeht Ehebruch mit Circe, während er erwartet, dass Penelope ihm treu bleibt. Die Beziehungen der Dienstmädchen zu den Freiern werden als verräterisch angesehen und führen zu ihrer Hinrichtung. Gleichzeitig entschuldigt Penelope ihre Beteiligung an der Ermordung der Dienstmädchen, obwohl diese, wie Atwood erzählt, die Dienstmädchen angeworben hat, um die Freier auszuspionieren und sie sogar ermutigt hat, sexuell verfügbar zu sein. Während sie also die Heuchelei von Jahrtausenden anprangern, werden sie zu Vorreitern der #metoo-Bewegung und kontrastieren Penelope als gute, treue Ehefrau.
    Leser:innen die sich noch an die Geschichten und Personen aus der griechischen Mythologie erinnern können, werden mit dem aktuellen Buch von Margaret Atwood eine Überraschung erleben. Prosa trifft auf antiken Chor, scheinbarer Anachronismus auf die Frage, was mit Frauen in der Gesellschaft und den sozialen Medien passiert,
    Eine besonders gelungene, mit Verve geschriebene Penelopiade, in der Odysseus nur hinter dem Vorhang der Erzählung agiert.

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