Die Möbel des Teufels
Frau Wolf und Cheng ermitteln
Nach 44 Jahren kehrt Leo Prager aus dem Südpazifik zurück nach Wien: Dort liegt seine Schwester Eva zur Identifikation in der Gerichtsmedizin – und für Leo stellen sich viele Fragen. Wer tötet eine Parlamentsstenografin? Ist der Mord politisch, oder liegt das Motiv in Evas streng gehütetem Privatleben? Dass er bei den Antworten von Chengs Frau Wolf Unterstützung erfährt, ist nichts als reiner Zufall. Aber ein glücklicher.
Ein Kriminalroman der ganz besonderen Sorte. Spannend, unwahrscheinlich und sehr sehr realistisch – dabei voller Liebe. Und die führt bekanntlich immer ans Ziel.
Lieselotte Stalzer –
Vor über zwanzig Jahren hat Heinrich Steinfest die Serie und damit die Kultfigur des einarmigen Detektivs Markus Cheng geschaffen. Mit dem aktuellen Band „Die Möbel des Bösen“, dem sechsten Band, haben Cheng und seine Sekretärin Frau Wolf ihre Rollen in der Ermittlerarbeit getauscht. Dies tut der Handlung keinen Abbruch, im Gegenteil: Leserinnen und Leser lernen eine andere Seite des Detektivs und v.a. seiner Sekretärin Frau Wolf kennen.
Wie in den ersten fünf Bänden, gibt es auch im aktuellen Krimi eine Haupthandlung, die den Ausgangspunkt der Handlung und den späteren Ermittlungen markiert. Frau Wolf, erstmals führend bei der Ermittlungsarbeit und Markus Cheng stehen keineswegs im Mittelpunkt des Romans.
Hauptfigur ist Leo Prager, der nach der Ermordung seiner Schwester in seine Geburtsstadt zurückkehrt, um die Tote zu identifizieren und den Nachlass anzutreten. Der 63-jähriger Wiener hat die vergangenen 44 Jahre auf einer nahezu menschenleeren Insel im Südpazifik verbracht hat. Wie er dorthin gekommen war, ist eine derart undenkbare Geschichte, wie sie nur Steinfest so selbstverständlich und raffiniert erzählen kann. „Und nicht, weil eine symbolhafte Verschränkung von Brückeneinsturz und Niki-Lauda-Unfall, verbunden mit seinen Selbstmordfantasien, ihn zu dieser Flucht getrieben haben.“ Unwahrscheinliche Dinge passieren, doch der Autor versteht es, Spannung auf die Lösung aufzubauen, die zunächst nicht in Sicht ist.
Leo Prager hat den Einsturz der Reichsbrücke offenbar als einziger mit einer kleinen Super-8-Kamera gefilmt, den Film aber nie entwickeln lassen. Die bisherige Theorie, dass Materialermüdung die Brücke einstürzen ließ, wird durch einen schmalen Roman mit dem Titel ‚Die Möbel des Teufels‘ in der Bibliothek seiner Schwester in Frage gestellt. Das Buch, das keinen Autor angibt, ist bereits Jahre vor dem Brückeneinsturz erschienen. Und es beschreibt den Unfall genauso, wie ihn Prager damals wahrgenommen und festgehalten hat: als Abfolge zweier Explosionen an den Pfeilern.
In Wien trifft Prager die Entscheidung, den Film entwickeln zu lassen und durch Zufall geht er auf dem Weg zu einem Fotolabor bei der Detektei Wolf vorbei und läutet an. Frau Wolf ist eine gepflegte Frau, die „eher dreimal in der Woche diesen Friseur besuchte, manchmal auch nur, um eine Winzigkeit in ihrer Frisur zu ändern: eine farbige Strähne, eine Welle, wo vorher keine war…“ und sie ist eine akkurate Detektivin.
Es ist eine Stärke Heinrich Steinfests, die Schauplätze und das Lokalkolorit atmosphärisch dicht einzufangen. „Draußen ging soeben die nautische Nacht in die bürgerliche über …“ und In dieser Szenerie lässt er seine Figuren agieren, in all ihren Facetten und Eigenheiten. Dieser aktuelle Krimi ist – zumindest für die Rezensentin – der beste Cheng-Roman, den Heinrich Steinfest bisher geschrieben hat. Ohne die anderen schmälern zu wollen 😉