Der Postbote von Girifalco

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Eine Zeitreise in ein längst vergessenes Italien.
Süditalien 1969. Im verschlafenen Girifalco geht alles seinen gewohnten Gang – die anstehenden Kommunalwahlen sind schon das Aufregendste, was auf absehbare Zeit zu erwarten ist. Doch im Geheimen zieht ein guter Geist die Fäden, ohne dass die anderen Dorfbewohner es ahnen: Denn der Postbote des Ortes ist ein melancholischer Einzelgänger, der die Philosophie liebt und Zufälle sammelt – und nebenbei heimlich in den Briefverkehr des Dorfes eingreift. So versucht er, den Dingen die richtige Richtung zu geben.
Unglücklich Liebende werden zusammengeführt, politische und amouröse Betrugsversuche verhindert, und Mütter bekommen plötzlich Post von ihren in der Ferne verschollen geglaubten Söhnen. Der Postbote von Girifalco scheint sich in seinem zurückgezogenen Dasein eingerichtet zu haben – bis ein mysteriöser Brief aus der Vergangenheit auftaucht, der das Dorfleben im Allgemeinen und seines im Besonderen gehörig ins Wanken bringt. Ein charmanter, lustiger, rührender Roman mit einem zu Herzen gehenden Protagonisten, der uns mitnimmt auf eine nostalgische Italienreise.Im Buch finden Sie ein ausführliches Verzeichnis der agierenden Personen.

Autor: Domenico Dara ISBN: 978-3-462-05171-1 Kategorie: Schlüsselworte: ,
Kiepenheuer&Witsch , 2019
Hardcover , 480 Seiten
Produkt-ID:3859

1 Bewertung für Der Postbote von Girifalco

  1. Bewertet mit 4 von 5

    Lieselotte Stalzer

    Italien ist immer eine (literarische) Reise wert. Auch in ein längst vergangenes Italien Ende der 1960er Jahre. Girifalco, ein kleiner Ort im kargen Kalabrien, in dem das Leben seiner Bewohner nur scheinbar seinen ruhigen Gang geht. Denn der Postbote des Ortes, dessen Namen die Leserin/der Leser erst am Ende des Romans erfährt, greift in die Briefwechsel der Dorfbewohner ein. Er besitzt die Gabe, Schrift und Schreibweise anderer Menschen zu imitieren, „er las, schrieb ab, archivierte. Aber es gab auch Fälle, … in denen er den Gang der Ereignisse veränderte“, versucht, ihnen eine positive Richtung zu geben. Er ist ein einsamer Voyeur, der sich durch das Leben anderer definiert. „Und so endete der Tag des Postboten wie so oft genau, da wo er begonnen hatte, mitten im Traum von einem Leben, das anderen gehörte.“
    Das Herzstück des Romans sind glühende Liebesbriefe aus der Vergangenheit die die schöne Teresa Sperarò nach dem Verschwinden ihres Geliebten erhält, eines Mannes, der fälschlicherweise eines Verbrechens bezichtigt wird: acht Briefe, verschlossen mit einem geheimnisvollen roten Siegel. Domenico Dara verleiht diesen Szenen eine feine, nicht aufdringliche Emotionalität, Reflexion, was aus einem anderen Damals entstehen hätte können.
    Aus den Briefen, die er akribisch ablegt (und erst vernichtet, wenn die betreffende Person stirbt) und den Beobachtungen der Ereignisse im Ort, versucht er, allgemeingültige Regeln über Zufälle zu entwickeln. „Er [der Postbote] dachte, dass Zufälle etwas mit Wahrscheinlichkeitsrechnung zu tun haben, dass ihr Zauber darauf beruht, wie selten zwei gleichartige Ereignisse miteinander in Verbindung stehen.“
    Ende 1969, der erste Mann betritt den Mond; in Girifalco kann eine politisch fragwürdige Entscheidung (die Errichtung einer Mülldeponie) verhindert werden. Der Postbote wird namentlich genannt. Aus diesen und vielen anderen Facetten, hat der Autor ein gut strukturiertes Ambiente geschaffen, in dem es sich für die Dauer des Lesens sehr gut leben lässt. Keine Angst vor den vielen Personen, die die Geschichte bevölkern. Diese werden bei ihrem ersten Auftreten in einem Verzeichnis (im E-Book verlinkt) festgehalten.
    Erwähnenswert sind außerdem die verbalen Kapitelüberschriften, die den Sog des Buches noch verstärken. Die Übersetzung von Anja Mehrmann ist als gelungen zu bezeichnen. Die Übersetzerin versucht den süditalienischen Dialekt (Ausdrücke und Namen) nachzuvollziehen, was beim Lesen eine sehr angenehme Sprachmelodie ergibt.

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