Der Duft der weiten Welt
Hamburg, 1912: Mina Deharde liegt der Kaffeehandel im Blut. Kein Wunder, verbringt sie doch jede freie Minute im Kaffeekontor ihres Vaters, mitten in der Hamburger Speicherstadt. Doch beide wissen, dass sie als Frau das Geschäft nicht übernehmen kann, und einen männlichen Erben gibt es nicht. Während Mina davon träumt, mit ihrem Jugendfreund Edo nach New York auszuwandern, hat ihr Vater andere Pläne für sie. Mina muss sich entscheiden: zwischen Pflicht und Freiheit, Liebe und Familie …
Auftakt der großen Familiensaga vor der farbenprächtigen Kulisse der Hamburger Speicherstadt
Ulli Jaksch –
Fenja Lüders erzählt die Geschichte von Wilhelmina Deharde, von Mina, die lieber ein Wilhelm geworden wäre. Als Sohn würde sie den Kaffee Importhandel ihres Vaters Karl ganz automatisch übernehmen. Das sollte in jedem Fall so sein, denn sie hat, laut Ihrem Vater „den Kaffee im Blut“. Als Tochter jedoch, im Jahr 2012, in Hamburg, ist das ausgeschlossen. Frauen haben keinen Zugang zur Börse. Und das ist nur eine der Einschränkungen, mit denen Mina hadert.
Der Roman schildert eine Familiengeschichte, die sich um Mina als Hauptperson rankt. Sie hat Ihre Mutter früh verloren und lebt mit ihrer Schwester Agnes und ihrem Vater bei der Großmutter. Deren Vorgaben sind streng und eindeutig. Gute Manieren als Vorbereitung zur Heirat soll Mina lernen. Das genügt. Gesellschaftliche Anerkennung gilt als höchstes Gut. Mina möchte aber Medizin studieren oder später, entgegen aller Traditionen, die Firma ihres geliebten Vaters übernehmen.
Die Figuren dieses Buches zeigen sich sehr farbenfroh. Auch die Schilderungen der Speicherstadt, der Stadt in der Stadt, in dem das Kontor der Familie Deharde liegt, sind lebendig. Obwohl der Handlungsverlauf ab einem gewissen Moment voraussehbar ist, lese ich das Buch gerne bis zum Schluss. Mina muss letztendlich die Entscheidung zwischen ihren Herzenswünschen und der Liebe und Loyalität zu ihrer Familie treffen.
Dieses Buch hat etwa 320 Seiten und liest sich flott. Dass es als Erstes von geplanten drei Bänden mit dem Untertitel „Die Speicherstadt-Saga“ veröffentlicht wird, erscheint mir recht ambitioniert.