Das schwarze Manuskript
Ashok Oswald hat diesen Pool bauen lassen, nachdem er im Alter von 35 Jahren zu einem beträchtlichen Vermögen gekommen war. Wie jeden Morgen zieht er seine Bahnen durch das kühle Wasser, doch dieser Morgen ist besonders: Drei Fremde zwingen ihn, sein Ritual zu unterbrechen und das Manuskript herauszugeben, das Peter Bischof ihm vor vielen Jahren anvertraute. Ashok händigt es aus, aber was ist so bedeutsam an diesem Buch, dass sie zu allem bereit scheinen? Um das herauszufinden, gibt Ashok sein altes Leben auf.
Ein abgründiger Roman, in dem Literatur und Leben sich aufs Originellste kreuzen.


Lieselotte Stalzer –
„Ashok Oswald war zu einem dieser Leute geworden, die mit einem Fingerschnippen einen unsinnig großen Pool in ihren auch nicht ganz kleinen Garten setzen konnten und genau aus dieser Unsinnigkeit der Größe eine gewisse Freude bezogen. … So zog er also durch das Wasser, beziehungsweise wurde vom Wasser gezogen“ als drei Fremde ihn zwingen, sein tägliches Ritual zu unterbrechen. Anstatt ein wertvolles Bild mitnehmen zu wollen, ist es ein Manuskript, das Peter Bischof ihm vor vielen Jahren anvertraute. Den Inhalt kennt er nicht, es stellt sich jedoch heraus, dass es im Detail ein Verbrechen beschreibt, von dem der Autor nichts gewusst haben kann, sondern sich ausgedacht hat.
Einmal hatte Ashok Oswald versehentlich in einem Restaurant vergessen, der Koch, der es gelesen hatte erbleichte und starb kurz darauf. Peter Bischof ist angeblich inzwischen verstorben, aber in Wirklichkeit lebt er mit einer neuen Identität in Irland. Um herauszufinden, was es mit dem schwarzen Manuskript mit dem Titel HUNGER auf sich hat, gibt er sein altes Leben als CEO eines großen Mischkonzerns auf und macht sich auf die Suche nach dem Autor und dem geheimnisvollen Text.
Was dem Protagonisten auf der Suche nach ihm zustößt, wird ironisch und mir enormen Sprachreichtum beschrieben. Nicht nur Ashok ist auf den mysteriösen Inhalt des Romans neugierig, sondern auch Leserinnen und Leser zieht die Suche in den Bann, umso mehr als sich Ashok Oswalds Leben immer mehr ändert. Dieser, der in den vergangenen Jahren in luxuriösen Autos mit einem Chauffeur gefahren war, benützt nun öffentliche Verkehrsmittel. Originell ist die Reise mit einem Bus, der von einem
Einmal ist es ein Bus, der in die irische Provinz von einem wenig Vertrauen erweckenden Fahrer gesteuert wird und der nicht das gewünschte Ziel ansteuert. „Erste Unruhe machte sich bemerkbar. Irgendjemand meinte, man hätte doch nach links anstatt nach rechts abbiegen müssen. Der Fahrer jedoch blieb unbeeindruckt, sagte etwas, … so, als rede er nur mit sich selbst und kommentiere die Bedeutungslosigkeit der Ansichten von Fahrgästen.“ Irgendwann kommt es dann doch zu der Begegnung mit dem Autor des Manuskripts.
Die weitere Handlung bleibt paradox und abgründig, auf jeder Seite jedoch unterhaltsam. Skurrile Charaktere und urkomische Situationen sind Steinfests Markenzeichen. Besonders originell ist – wenn Heinrich Steinfest es denn beabsichtigt hat – (sic!) die Begegnung zweier Charaktere aus seinen früheren Romanen: der Chauffeur und die Büglerin.
Eine absolute Leseempfehlung für einen österreichischen Autor, der schon mehrere Buchpreise gewonnen hat.