Das Päckchen
Bibliothekar Ernst lebt sein Leben in geregelten Bahnen. Bis ihn eines Tages der Hilferuf einer unbekannten Frau erreicht – sie vertraut ihm ein Päckchen an, darin ist eine verschollene Handschrift aus dem 8. Jahrhundert. Doch wieso gelangt das Buch auf seinem Weg durch die Jahrhunderte ausgerechnet zu ihm? Und wer interessiert sich noch dafür – und warum? Aus dem unauffälligen Bibliothekar wird ein Detektiv, der auch vor ungewöhnlichen Methoden nicht zurückscheut, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen.
Mizzi M. Riedl –
In einer öffentlichen Telefonzelle nimmt die Geschichte um das Päckchen Franz Hohlers seinen Anfang. Der Bibliothekar Ernst Stricker, nach seiner Arbeit auf dem Heimweg, nimmt den Anruf der versehentlich gewählten Nummer an. Die betagte Adele Schäfer, die glaubt mit ihrem Neffen zu sprechen (der zufällig auch Ernst heißt) bittet ihn, ein Päckchen bei ihr abzuholen. Anstatt das Missverständnis aufzuklären, dass er nicht der vermeintliche Neffe ist, begibt sich Ernst zu Adele Schäfer. Sie übergibt ihm ein Päckchen ihres verstorbenen Mannes du bittet ihn, gut darauf achtzugeben. Ernst fährt heim, mit ihm das Päckchen, das zunehmend Geheimnisse zwischen Ihm, seiner Frau und Arbeitskollegen birgt.
Wie sich herausstellt, handelt es sich um eine der ersten Abschriften des „Abrogans“, des lateinisch-althochdeutschen Glossars, dem ältesten erhaltenen Buch in deutscher Sprache vom Ende des 8. Jahrhunderts: das älteste bekannte Buch der deutschen Sprache, ein Werk von unschätzbarem Wert. Die Versuche, die Geschichte des Exemplars auf die Spur zu kommen scheitern zunächst, einige Abenteuer müssen bestanden werden.
Eine zweite Erzählspur führt ins Mittelalter. Hohler erzählt die Geschichte des Mönchs Haimo, der im Jahr 772 in Regensburg an dem „Abrogans“ schreibt. Sein Abt beauftragt ihn, das Buch nach Montecassino zu bringen, wo er aber nie ankommt.
Beide Handlungsstränge laufen nebeneinander, bis sie an ihrem ursprünglichen Bestimmungsort, dem italienischen Kloster Montecassino bei einem Glas Wein zusammenfinden.
Dem nun 76-jährigen Autor ist ein zukünftiger Klassiker gelungen, unaufgeregt, mit sprachlicher Eleganz ausgezeichnet. Seine Figuren sind authentisch, die Szenerie – sei es die gegenwärtige oder das gezeichnete (klösterliche) Mittelalter – illustrativ und ausdrucksstark. Unbedingt lesenswert, und das nicht nur ein Mal.