Das Leben, von unten gesehen

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Liliya Dimova, einst die Muse in den Künstlerkreisen der bulgarischen Hauptstadt Sofia, ist als 71-jährige Witwe immer noch lebenslustig und subversiv wie je. Ihr Mann gehörte zu den verfemten Schriftstellern im Kommunismus, als Bulgarien der treueste aller Vasallenstaaten der UdSSR war und Michail Scholochow der literarische Gott. Doch Liliya will die Geschichte korrigieren und nimmt auf sehr originelle Weise Rache. Etwa, indem sie die Seiten aus Scholochows Werken als Toilettenpapier benutzt – aus Liebe zu ihrem verstorbenen Mann und für alle anderen Vergessenen im Kampf für das freie Wort.

Autor: Dimitri Verhulst ISBN: 978-3-442-71783-5 Kategorie:
btb , 2020
Softcover , 176 Seiten
Produkt-ID:6322

1 Bewertung für Das Leben, von unten gesehen

  1. Bewertet mit 5 von 5

    Anita Lang

    Wie ein Füllhorn schütten amerikanische Flugzeuge ihre Bomben auf die Bevölkerung Bulgariens. Absurdes gipfelt im Bombardement des Friedhofs. Der belgische Autor lässt den Leser die Ungerechtigkeit der Zerstörung aus nüchterner, fast komischer Perspektive betrachten. Gekonnt springt er zwischen den Jahrzehnten, zwischen Geburt und Tod seiner Figuren. Detailwissen aus den Kriegstagen des Zweiten Weltkriegs lassen uns deutlicher erkennen, wie über ganze Landstriche von oben verfügt wurde. Später reizt eine Rede Breschnews zum Lachen. Das Volk ist der Gradmesser seiner Führungspersonen. Es duldet und büßt.
    Amüsant und wortgewandt schildert der Autor den Werdegang seiner Protagonistin. Eine schillernde Persönlichkeit, elitär anmutend, kultiviert. Dann wieder obszön, oder lüstern, in ihren menschlichen Bedürfnissen.
    Im Kapitel -1969- blickt Verhulst zurück auf die Errichtung der ersten Konzentrationslager, die einer Renovierung bedürfen. Leichter Sarkasmus bringt Grausamkeit zum Ausdruck. Gipfelt in seiner Wortschöpfung „Kein Amerikaner, Kanadier und Was-weiß-ich-ier hat dort auch nur einen Menschen befreit.“
    Dieser Roman von Dimitri Verhulst beleuchtet das Schicksal einer Bevölkerungsschicht, die die Marotten und Machenschaften der Herrschenden, sei es die Deutsche Besatzung oder die Kommunistische Diktatur, ohne Wehklagen zur Kenntnis zu nehmen scheint. Er löst gewissermaßen im Leser Mitgefühl und Zorn aus, über das Ausmaß an Leid, das von oben kommt.
    Dimitri Verhulst, geb. 1972 in Aalst, wuchs bei Pflegeeltern und in Kinderheimen auf. Er wurde “sehr katholisch” erzogen. Er jobbte als Animator auf Mallorca, bei einem Pizza-Express, in einer Plastikfabrik und als Touristenführer.
    2006, mit dem Roman „Die Beschissenheit der Dinge“, in dem er seine eigene Geschichte erzählt, wurde er für den „AKO-Literaturpreis“ nominiert.

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