Dieses ganze Leben

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Paola passt nicht in diese Welt, findet sie. Wo Glanz und Erfolg das Maß vorgeben, hält sie sich lieber an ihren Bruder, der im Rollstuhl sitzt, gerne Schach spielt und auf Likes pfeift. Auf Verordnung ihrer Mutter muss Paola täglich mit Richi an die frische Luft. Eine gute Gelegenheit, der Enge der elterlichen Villa zu entfliehen und Gegenden zu erkunden, wo Paola das wahre Leben vermutet – das so ganz anders ist, als sie dachte.

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Autor: Raffaela Romagnolo ISBN: 978-3-257-07144-3 Kategorie: Schlüsselworte: ,
Diogenes , 2020
Hardcover , 272 Seiten
Produkt-ID:5669

1 Bewertung für Dieses ganze Leben

  1. Bewertet mit 5 von 5

    Lieselotte Stalzer

    „Ich bin hässlich. Das ist die Wahrheit … Natürlich habe ich auch gute Seiten: Zum Beispiel bin ich nicht feige, ich suche keine Ausflüchte, ich kann der Wirklichkeit ins Auge sehen. Und die Wirklichkeit ist, dass ich hässlich bin. … Und zwar absolut gesehen, nicht bloß im Vergleich zu den Mädchen, die ich kenne.“ Das denkt und so fühlt sich die fast sechszehn-jährige Paola De Giorgi, die zentrale Figur in Raffaela Romagnolos aktuellem Buch „Dieses ganze Leben“. Ihr jüngerer Bruder Richi, der im Rollstuhl sitzt, ist fast immer an ihrer Seite. Auf Anweisung ihrer Mutter geht Paola täglich mit ihm spazieren, zügig soll sie gehen, um Kalorien zu verbrennen, denn sie wiegt 75 Kilo bei einer Größe von 1,74.
    Auf diesen Spaziergängen wählen sie unbekannte Wege, hinaus aus dem eleganten Villenviertel in dem sie wohnen, auf „die falsche Seite“ der Stadt, in die sogenannte Margeriten-Siedlung, wo Familien in ärmlichen Verhältnissen wohnen und die Familienväter meist arbeitslos sind. Dort lebt Antonio der in dieselbe Schule geht wie Paola: klug und attraktiv. Natürlich mag Paola diesen Jungen, der ihr etwas Aufmerksamkeit schenkt. „Prada, so’n Scheiß. Ich schenk dir mal ’ne Mütze, die dich wirklich schützt.“ Auch Richi genießt diese Ausflüge, denn mit Antonios Bruder spielt er Schach, ohne an seine Behinderung erinnert zu werden.
    Im Laufe der Handlung enthüllen sich nach und nach Vorkommnisse, die der respektablen Familie De Giorgi nicht zur Ehre gereichen: Die Eltern sind mit ihrer Firma in unsaubere Geschäfte verwickelt, deren Auswirkungen langsam zum Problem werden. „Alle glücklichen Familien ähneln einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre Art unglücklich, und unsere Art ist das Schweigen.“
    Raffaela Romagnolo hat die direkte und sehr persönliche Form eines Tagebuchromans für „Dieses ganze Leben“ gewählt, im Tonfall einer Sechzehnjährigen aus wohlhabender Familie geschrieben und die großen Fragen, die eine Jugendliche beschäftigen aufgegriffen: Aussehen, Verliebtheit, Ablösung von der Familie, Unsicherheit u.v.m..
    Der Roman ist jedoch auch auf einer weiteren Ebene zu lesen: Die Figuren der Handlung stehen nicht nur im Kontext der erzählten Geschichte, sondern verkörpern auch eine Rolle, in der sie von ihrem Umfeld nicht oder nur oberflächlich wahrgenommen werden. Da ist z.B. Paola, der aufgrund des Wohlstands ihrer Eltern materiell nichts abgeht. Sie hat dieselben Sorgen wie Mädchen, die in einfachen Verhältnissen aufwachsen, aber: sie wird von ihrer Mutter meist ignoriert. Richi wird von einer Therapie zur nächsten geschleppt, bleibt aber trotzdem das „kleine Problem“. Auch die armen Familien im Industrieviertel, auf deren Kosten andere (die De Giorgi) ihren Wohlstand begründen, bleiben in diesem Zusammenhang unsichtbar. Es sind die latenten Gegensätze der heutigen Zeit, die Romagnolo in einer sehr aktuellen Form aufgreift.
    Von Maja Pflug sehr einfühlsam übersetzt, ist dieses Buch eine unbedingte Leseempfehlung für Leserinnen und Leser ab 16 Jahren.

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