Hase und ich
Stellen Sie sich vor, Sie könnten ein Hasenbaby halten und mit der Flasche füttern. Es lebte unter Ihrem Dach, räkelte sich nachts auf dem Boden Ihres Schlafzimmers. Nach über zwei Jahren eilt es immer noch vom Feld herbei, wenn Sie es rufen. Genau das ist Chloe Dalton passiert. »Hase und ich« erzählt diese wahre, herzerwärmende Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft zwischen einer Frau und einem Feldhasen.
Lieselotte Stalzer –
Wäre es nicht Frühling gewesen und die Osterfeiertage in wenigen Wochen in Sicht, ich hätte das Buch nicht auf meine Leseliste gesetzt. Jetzt, nach der Lektüre bin ich froh darüber und kann das Buch nur uneingeschränkt empfehlen.
„Hase und ich“ von Chloe Dalton erzählt eine berührende Geschichte. Die Autorin, eine vielbeschäftigte politische Beraterin, lebt abwechselnd in London und in einer zum Landhaus ausgebauten Scheune im sehr ländlichen Nordengland. Und genau hier zwischen Wald und Feldern findet sie an einem kalten Tag im Februar 2021 ein kleines verwaistes Hasenbaby, das sie mit in ihr Haus nimmt und ihm so das Überleben ermöglicht. Ein nastovik, wie man Hasen, die in der kalten Jahreszeit geboren sind in Sibirien nennt (wie man gleich am Anfang des Buches erfährt).
Diese ungewöhnliche Beziehung entwickelt sich zu einer innigen Verbindung, die Chloe Dalton poetisch formuliert. Die Beobachtungen der Verhaltensweisen des Hasen werden in einer präzisen und einfühlsamen Sprache geschildert. Die emotionale Tiefe und die leisen Momente der Verbindung zwischen der Autorin und dem Tier bleiben besonders in Erinnerung. Der Hase entwickelt sich zu einer neugierigen Häsin. Chloe Dalton beschreibt die Entwicklung ohne das Tier zu vermenschlichen, vermittelt auf leicht verständliche Art Wissen über Hasen, ohne Leserinnen und Leser mit wissenschaftlichen Fachausdrücken zu überfordern.
Dieses Buch ist auch wegen der liebevollen Gestaltung (was sehr selten bei einem Sachbuch ist) besonders lesenswert. Es ist nicht in ein Papiercover gehüllt, sondern trägt das Cover direkt auf dem Leineneinband. Und der Feldhase blickt dem interessierten Leser in die Augen. Vor jedem Kapitel sind jeweils eine wunderschöne Bleistiftzeichnung und ein treffendes Zitat eingefügt.
“Hase und ich” ist ein besonderes, ein fast philosophisches Sachbuch, das ich unbedingt allen Naturfreunden empfehle, nicht nur zur Osterzeit.