Echtzeitalter

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«Ein Roman, der grundsätzlich den richtigen Ton trifft, zwischen spöttischer Distanz, Analyse und Einfühlung, sodass sich das herzerwärmende Tschick-Gefühl von Wolfgang Herrndorf einstellt.» ORF

Ein elitäres Wiener Internat, untergebracht in der ehemaligen Sommerresidenz der Habsburger, der Klassenlehrer ein antiquierter und despotischer Mann. Was lässt sich hier fürs Leben lernen? Till Kokorda kann weder mit dem Kanon noch mit dem snobistischen Umfeld viel anfangen. Seine Leidenschaft sind Computerspiele, konkret: das Echtzeit-Strategiespiel Age of Empires 2. Ohne dass jemand aus seiner Umgebung davon wüsste, ist er mit fünfzehn eine Online-Berühmtheit, der jüngste Top-10-Spieler der Welt. Nur: Wie real ist so ein Glück?

Tonio Schachinger erzählt von einer Jugend zwischen Gaming und Klassikerlektüre, von Freiheitslust, die sich bewähren muss gegen flammende Traditionalisten – und von dem unkalkulierbaren Rest, der nicht nur die Abschlussklasse 2020 vor ungesehene Herausforderungen stellt. Dabei sind die Wendungen so überraschend, sein Humor so uneitel und nahbar: Echtzeitalter ist Beispiel und Beweis für die zeitlose Kraft einer guten Geschichte. Und ein großer Gesellschaftsroman.

Autor: Tonio Schachinger ISBN: 978-3-498-00317-3 Kategorie: Schlüsselworte: ,
Rowohlt , 2023
Hardcover , 368 Seiten
Produkt-ID:7976

1 Bewertung für Echtzeitalter

  1. Bewertet mit 5 von 5

    Lieselotte Stalzer

    Ein traditionsreiches Internat in Wien ist der Schauplatz in Tonio Schachingers zweitem Roman, der mit viel (Wiener) Sprachwitz und Empathie für seine Figuren vom Aufwachsen Till Kokordas erzählt. Auch wenn die Eliteschule im Roman „Marianum“ heißt, das geographische Setting der Handlung lässt kaum einen Zweifel zu: es ist das berühmte Wiener Internat „Theresianum“. In den Klassen werden die Kinder der Oberschicht unterrichtet und, wie in der Klasse Tills, vom Klassenvorstand Dolinar gedrillt und schikaniert.
    Tills Leidenschaft ist das exzessive Gamen von Age of Emire II. bei dem es in Echtzeit darum geht, Rohstoffe zu sammeln und Truppen zu formieren, sein Imperium mit Gewalt und Technologie über andere Imperien triumphieren zu lassen. Till nutzt das Spiel, um seiner Realität an einem Wiener Halbinternat zu entkommen und den Krebstod des Vaters zu verarbeiten. Mit 15 gehört er zu den Top 10 der Welt. Das zählt natürlich nicht im Schulbetrieb, schon gar nicht bei seinem Klassenvorstand und Deutschlehrer Dolinar, einer skurrilen Figur mit einigen Eigenheiten, wie etwa der ausnahmslosen Verwendung von Reclam-Texten älterer Ausgaben. Auch verbietet er seinen Schülern „Freifächer und unverbindliche Übungen zu belegen, den Kontakt zu anderen Klassen, jede schlechte Leistung, … und jedes zu langsame Aufstehen“ wird mit langen Aufsätzen und Nachsitzen geahndet.
    Mit „Echtzeitalter“ hat Tonio Schachinger sehr intensiven Coming-of Age Roman geschrieben, der alle Elemente dieses Genres miteinander vereint: Freundschaft und Rivalität zwischen Jugendlichen, Verliebtheit, Einsamkeit und natürlich auch den Generationenkonflikt, den der Autor besonders darstellt. Analoge oder digitale Welt? Lesen versus Gamen? Der Umgang mit diesen Gegensätzen geschieht auf humorvolle und nicht wertende Weise. Tills Mutter stellt Orhan Pamuk ins Regal und kuriert mit dem Handyspiel “Candy Crush” ihre Schlafstörungen: “Schon in der ersten Nacht bemerkt sie eine Verbesserung. In ihrem Kopf schwirren beim Einschlafen verschiedene Süßigkeiten herum, die es anzuordnen gilt, zu verschieben, nach und abseits der Regeln des Spiels, und sie wacht neun Stunden später auf, ohne sich an etwas anderes zu erinnern als an das fröhliche Zerplatzen der Zuckerl.”

    Der schulische Schauplatz der Handlung wird in ein gesellschaftspolitisches Umfeld des herrschenden Rassismus, des nicht aufgearbeiteten Nationalismus, dem Rechtsruck der vergangenen Jahre gestellt. Und während draußen die Ibiza Affäre und später die Pandemie Österreich lahmlegt, verliebt sich Till und der unliebsame Dolinar, der seine Schüler zur Selbstverwirklichung braucht, wird nach Kärnten ins Homeoffice geschickt.
    Ein empfehlenswerter, unterhaltsam zu lesender Coming-of-Age Roman mit starken Charakteren.

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