Die Bücherschmuggler von Timbuktu
»Ein Meisterwerk des investigativen Journalismus. Ein kluges, fesselndes Buch!« The Guardian
Timbuktu ist ein Mythos – einst so reich, dass angeblich sogar die Sklaven Goldschmuck trugen, verfügt die abgelegene Stadt am Niger über einen ganz besonderen Schatz: eine der größten Bibliotheken mittelalterlicher Schriften. Als im Jahr 2012 die Stadt in die Hände von Islamisten fällt, droht die Vernichtung der Bücher. Doch eine Gruppe von Bibliothekaren und Archivaren schmuggelt die Bücher unter Lebensgefahr aus der Stadt. Eine große, meisterhafte Reportage über Menschen, die sich mutig der Vernichtung eines Wissensschatzes und Erbes der Menschheit entgegenstellen – und eine Zeitreise zu einer sagenumwobenen Stadt.
Lieselotte Stalzer –
Der Autor dieses Sachbuchs, das sich wie ein Abenteuerroman liest, ist Journalist. Sein Buch greift die historischen Umstände der Entdeckung der sagenumworbenen Stadt Timbuktu in Westafrika, dem heutigen Mali auf, und spannt einen Bogen bis zur Rettung von wertvollem Kulturgut vor der Zerstörung durch den Islamistischen Staat im Jahr 2012. Dabei handelt es sich v.a. um Schriftstücke, die die Geschichte Westafrikas umschreiben bzw. neu dokumentieren sollen. Es waren zehntausende kostbare mittelalterliche Manuskripte, die in der Stadt verwahrt wurden. Ende Jänner 2013 wurde Timbuktu von französischen und malischen Truppen zurückerobert, jedoch die Bibliothek in Brand gesteckt. Die Rettung eines Teils der unschätzbaren Manuskripte ist Abdel Kader Haidara, dem Bibliothekar von Timbuktu zu verdanken. Unter seinen Anweisungen sind fast alle Manuskripte aus der besetzten Stadt, in Kisten verpackt und in die sichere Hauptstadt Bamako gebracht worden.
Parallel zu dieser zeithistorischen Darstellung schildert Charlie English in kurzen Kapiteln, die zwischen den knapp zehn Jahre zurückliegenden Begebenheiten eingebettet sind, den historischen Wettlauf nach Timbuktu Anfang des 19. Jahrhunderts. In sachlicher, aber begeisterungsfähiger Sprache rekonstruiert der Autor die zahlreichen Forschungsreisen der Briten und Franzosen. Die Konkurrenz britischer und französischer Expeditionen kostete viele Menschenleben. Erst im Jahr 1826 erreichte der erste Europäer, der Brite Alexander Laing Timbuktu. Seine Aufzeichnungen sind nicht erhalten, da er auf der Rückreise erschlagen und beraubt wurde. Zwei Jahre später erreicht René Caillié, als Araber verkleidet die Stadt. Er beschreibt die Stadt nüchtern, als wenig faszinierend. Dieser Bericht wird einige Jahre später durch den deutschen Forscher Heinrich Barth bestätigt.
Wie viele Manuskripte tatsächlich gerettet werden bzw. ob die von Haidara angegebene Anzahl nicht übertrieben ist, lässt der Autor dahingestellt. Timbuktu hat zwar keine goldenen Dächer und ist heute eine arme Stadt am Niger. Trotzdem, die Weltgeschichte hat auf sie geblickt. Die (zeit-)historische Aufmerksamkeit hat Charlie English sehr gut eingefangen und mit zahlreichen Quellenangaben belegt. Ein interessantes Sachbuch, das sich leicht liest und mitreißend formuliert ist.