Der Kobold im Kopf
Manche Menschen werden von schrecklichen Gedanken gequält und gefesselt. Es ist, als hätte ein Kobold oderein Dämon sie fest im Griff: Mordgedanken, Fantasien von Missbrauch und Vergewaltigung, blasphemische Sätze, die laut hinauszuschreien sie sich gedrängt fühlen. Das Leiden an diesen Zwangsgedanken treibt die betroffenen Menschen an den Rand des Suizids, weil sie glauben, nur so verhindern zu können, dass aus den Gedanken Taten werden. Dabei ist die Befürchtung, dass dies geschehen könnte, in den allermeisten Fällen völlig unbegründet. Die Therapie besteht denn auch darin, diese Gedanken nicht zu unterdrücken – was alles noch schlimmer macht -, sondern sich ihnen bewusst und direkt auszusetzen.
Lee Baer vermittelt eine Reihe von Methoden, wie man in eigener Regie quälende Zwangsgedanken «zähmen» kann -, verschweigt aber nicht, wo die Grenzen solcher Selbsthilfe liegen und bei welchen Symptomen unbedingt die Hilfe einer Fachperson in Anspruch genommen werden muss. Man kann sich vor Zwangsgedanken retten, wenn man sie nicht unterdrückt.
Lieselotte Stalzer –
Ein Stück der Angst vor Situationen, die zwanghafte Ideen auslösen könnten, wird den Betroffenen von Baer bereits einleitend genommen, in dem er sie als Kobold bezeichnet, der Menschen „zu den unpassendsten Zeiten die unpassendsten Gedanken einflüstert“. Viele Betroffene erfahren durch das Buch, dass sie mit ihren negativen Gedanken nicht alleine sind. Der Autor macht diesen Menschen Mut, sich in fachärztliche Betreuung zu begeben.
Es ist davon auszugehen, dass zunehmend mehr (vor-) informierte Personen mit Zwangsgedanken einen Facharzt aufsuchen werden. „Der Kobold im Kopf“ ist also auch ein Buch, das Ärzte gelesen haben sollten.
Autor
Professor für Klinische Psychologie an der Harvard Medical School, international renommierter Experte für Zwangserkrankungen und Angststörungen